Von der Magie alter S-Bahnen
Technik begeistert Generationen. Signaltechnik, Weichen, alte Dampflokomotiven oder auch S-Bahnen ziehen fast schon magisch Liebhaber:innen an. So gibt es natürlich auch Vereine, in denen sich technikbegeisterte Mitmenschen versammeln. Der Verein Historische S-Bahn e. V. ist so einer, der aktuell um die 260 Mitglieder im Alter von 7 Jahren bis weit über 80 Jahre vereint.
Ende der 1980er Jahre zeichnete sich ab, dass der Fuhrpark der Berliner S-Bahn eine ganz grundlegende Verjüngung erfahren würde. Die sogenannte Altbaureihe, dies sind die Baujahre zwischen 1927 und 1944, sollte verschrottet werden. Unter der Regie der Deutschen Reichsbahn wurde bereits 1987 ein Viertelzug der Bauart Stadtbahn als Museumsfahrzeug hergerichtet. Auf diese Wurzeln gründete sich im Oktober 1991 der Verein Historische S-Bahn e. V. Seit dem Jahre 2003 ist der Verein in Erkner ansässig, als die S-Bahn ihre Werkstatt am Bahnhof Erkner aufgab. Und so zog ein Tross historischer Fahrzeuge damals von Berlin-Grunewald nach Erkner um.
"Das ist schon ein techniklastiges Hobby", erläutert der neue Vereinsvorsitzende Robin Gottschlag. "Aber die Bedingungen in Erkner für uns als Verein sind einfach ausgezeichnet." Allein die Triebwagenhalle ist riesig. Die Gesamtanlage ist so groß, dass den Besuchern an den beiden "Tagen der offenen Tore" am Heimatfest-Wochenende eine Fahrzeugausstellung gezeigt werden kann, aber zugleich auch ein Auge auf die aktuellen Instandsetzungsarbeiten ermöglicht wird. "S-Bahnen sind auch ein Stück Kultur", macht der Vereinsvorsitzende deutlich. Und bei den S-Bahnen in Erkner gibt es schon wahre Schmuckstücke. Wer erinnert sich noch, dass es sogar mal Raucherabteile gab? Oder an die Holzbänke in den Abteilen? Diese Züge werden in Erkner gehegt und gepflegt. In Eigenregie sind die Vereinsmitglieder dabei, alles instand zu setzen, um die Schmuckstücke wiederzubeleben. Technikbegeisterte jeden Alters oder auch Eisenbahner werden hin und weg sein, wenn sie zum "Tag der offenen Tore" kommen.
"Auch Frauen begeistern sich für dieses Hobby," verrät Robin Gottschlag. Die Vereinsmitglieder kommen natürlich aus Berlin, dem kompletten Umkreis rundherum und zwei Mitglieder stammen aus der Schweiz. Sogar sie waren zum Arbeitseinsatz vor wenigen Tagen in Vorbereitung des "Tages der offenen Tore" vor Ort. Von Beruf wegen treffen sich da keineswegs Eisenbahner unter sich und neben ihrem Job. "Denn die Magie für alte Fahrzeuge kann jeden treffen", verrät Vereinsmitglied Benedict Hendrich. So sind die Historischen S-Bahner zum Beispiel im gastronomischen oder medizinischen Bereich, als Elektromonteur oder bei der Polizei tätig.
Innerhalb des Vereinslebens ist der "Tag der offenen Tore" natürlich ein Höhepunkt. Ein großes Projekt gehen die Historischen S-Bahner nun ganz aktiv und aktuell an: Um nämlich mit ihren Traditionsfahrzeugen auf dem S-Bahn-Streckennetz fahren zu können, muss im Führerstand modernste Technik vorhanden sein. Ansonsten ist dies schlichtweg gar nicht gestattet. Vom Berliner Senat hat der Verein nun Fördermittel in Höhe von 2,5 Millionen Euro erhalten. "Damit sind wir unserem Anliegen ein Schritt nähergekommen, um mit unseren alten S-Bahnen und den Traditionszügen auch wirklich fahren zu können", erläutert Robin Gottschlag.
Wer mal mit einer S-Bahn aus dem Jahre 1928 mitfahren möchte, der wird am Heimatfestwochenende und am "Tag der offenen Tore" dazu Gelegenheit haben. Im Halbstundentakt werden Schnupperfahrten mit so einem Schmuckstück auf dem Vereinsgelände in Erkner angeboten. Von den 260 Mitgliedern werden bis zu 50 Mitstreiter vor Ort sein und diesen Höhepunkt im Vereinsleben mitgestalten. Mitveranstalter des "Tages der offenen Tore" ist die Berliner S-Bahn GmbH, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiert.
Der "Tag der offenen Tore" findet auf dem Erkneraner Bahngelände an der Bahnhofstraße 10 statt. Geöffnet ist am Samstag, den 25. Mai 2024, und am Sonntag, den 26. Mai 2024, jeweils von 11:00 bis 18:00 Uhr. Der Eintritt beträgt für Erwachsene 8 Euro, für Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren 2 Euro. Es gibt keinen Vorverkauf von Eintrittskarten. Diese sind nur am Eingang zum Vereinsgelände erhältlich.