Chemie-Unterricht unter freiem Himmel
Der Chemieunterricht war nicht jedermanns Sache in der Schulzeit. Das Lernen von chemischen Verbindungen, Formeln und dem Periodensystem lockte nicht so sehr, aber wenn es bei Experimenten zischte und knallte, waren dies immer Höhepunkte im Schulalltag.
Vorführungen aus der Chemie – und dies auf einem Heimatfest – geht denn sowas? Der Stand des ChemieFreunde Erkner e. V., wenn vor den Augen der Gäste experimentiert wird, ist alljährlich dicht umlagert. Dann ist Chemie unter dem freien Himmel zu erleben – einzigartig auf einem Stadtfest.
Erkner gilt als Wiege des Kunststoffzeitalters, die chemische Industrie gehört zur Stadt. Da sei erinnert an das Teerwerk, das Bakelite-Werk, an die Akademie der Wissenschaften oder an das heutige Chemiewerk von Prefere Resins Germany GmbH. Mit diesem Teil der Erkneraner Historie beschäftigt sich der ChemieFreunde Erkner e. V. Ursprünglich als Freundeskreis Chemie-Museum Erkner von Prof. Dr. Gerhard Koßmehl gegründet, wurde daraus im Sommer 2012 der ChemieFreunde Erkner e. V. Um die 40 Mitglieder zählt der Verein heute. Dies sind Privatpersonen, aber auch zum Beispiel der Landkreis Oder-Spree, die Wohnungsgesellschaft Erkner, Vereine, das Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP in Potsdam-Golm und die Stadt Erkner.
Der Verein betreibt ein kleines, aber zugleich einzigartiges Museum – das Kunststoff- und Chemie-Kabinett (KuCK) – in der Stadt. 2.000 Exponate gibt es insgesamt, die in immer wieder wechselnden Ausstellungen zu betrachten sind. Zu sehen sind vor allem Ausstellungsstücke, die es ohne Bakelit heute gar nicht gäbe. Man denke da nur an das Telefon mit Gabel und Hörer oder gar unsere Rennpappe – den Trabbi.
Das zentrale Anliegen des Vereins ist, die Erinnerung an den Chemie-Standort Erkner am Leben zu halten und die Präsentation der chemisch-historischen Bedeutung Erkners, unter anderem die Entwicklung auf dem Gebiet der Werkstoffe (Plaste, Elaste, Faserstoffe).
Der Höhepunkt eines jeden Jahres ist die Durchführung des Baekelandtags mit einer Betriebsbesichtigung, dem beliebten Schauprägen und Vorträgen rund um die Chemie. Der ChemieFreunde Erkner e. V. veranstaltet den Chemie-Werker-Tag im Leibnitz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) und nimmt am jährlichen Heimatfest teil.
Aber auch Kinder- und Jugendarbeit sind ein wichtiges Thema. Joachim Schmidt und Hubert Elsner leiten am Carl-Bechstein-Gymnasium eine Chemie‑AG und begeistern dabei die jüngere Generation für diese Naturwissenschaft.
Für den kleinen Verein bedeutet dies eine immense Arbeit, da auch dessen Mitglieder nicht jünger werden oder einige von ihnen sogar weite Wege zurücklegen müssen. So zum Beispiel Prof. Dr. Hans Peter Welzel, der Vorsitzende des ChemieFreunde Erkner e. V. Er hat von 1991 bis 1996 mit Prof. Dr. Gerhard Koßmehl an der Freien Universität Berlin zusammengearbeitet, dadurch von der Chemie-Historie Erkners erfahren und engagiert sich seither im Verein, auch wenn er selbst in Beelitz lebt.
Der ChemieFreunde Erkner e. V. ist auf dem 30. Heimatfest in Erkner mit einem Experimentierstand auf dem Festgelände im Rathauspark am Sonntag, den 26. Mai 2024, von 10:00 bis 17:00 Uhr zu erleben. Zudem öffnen die Vereinsmitglieder das KuCK mit einer neuen Ausstellung rund um Bakelite am Samstag, den 25. Mai 2024 und am Sonntag, den 26. Mai 2024, jeweils von 13:00 bis 17:00 Uhr. Das KuCK befindet sich in der Friedrichstraße 1 / Ecke Beuststraße.
Es besteht die Möglichkeit, sich außerhalb des Heimatfest-Wochenendes (24. bis 26. Mai 2024) die neue Ausstellung anzuschauen. Bei Interesse kann gern per E-Mail an chemieverein-erkner@gmx.de Kontakt aufgenommen werden.